AktuellMVO auf Reise

MVO auf Reise

Um Fronleichnam war der MVO unterwegs, um 4 Tage gespickt mit kulturellen und instrumententechnischen Highlights im Vogtland zu erleben. Die Ziele waren Markneukirchen – dem Zentrum des Orchesterinstrumentenbaus in Deutschland, Bad Elster – die Kultur- und Festspielstadt in Sachsen, die Osterburg in Weida – der Wiege des Vogtlands und Karlovy Vary (Karlsbad) – eine der schönsten Kurstädte Europas.

Doch ganz langsam im Detail. 25 Musikbegeisterte starteten am Donnerstagmorgen in Privat-PKWs nach Markneukirchen. Nach einem leckeren Essen im Berggasthof „Heiterer Blick“ mit vogtländischen Spezialitäten und einem ersten Blick von „oben“ nach Markneukirchen, fielen auf Anhieb die mondänen Villen auf. Wir erfuhren, dass im 17. Jahrhundert protestantische Instrumentenbauer aus dem katholischen Böhmen vertrieben wurden und nur einige Kilometer entfernt in Markneukirchen ein neues Zentrum des Orchesterinstrumentenbaus aufbauten. Wenn man sich die Villen so anschaut, konnten die Musikinstrumentenhändler damals wohl ganz gut Geld verdienen. Seit dieser Zeit werden in Markneukirchen sämtliche Orchesterinstrumente und Zubehörteile wie Saiten, Etuis, Bögen, Mundstücke, … gebaut. Auch heute gibt es in Markneukirchen und Umgebung noch 115 Betriebe mit über 1000 Beschäftigten, die sich ausschließlich für den Bau von Instrumenten und deren Zubehör einsetzen. 

Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Blechblasinstrumente und wir konnten die Meisterwerkstatt für Metallblasinstrumente Jürgen Voigt besichtigen. Die Geschäftsführerin Kerstin Voigt erklärte uns die einzelnen Fertigungsschritte und wir konnten in der Werkstatt in Zeitraffer live miterleben, wie aus einigen Rohren und einigen Blechstücken in viel Handarbeit und rund 100 Stunden Arbeitszeit eine Trompete entsteht. Wir waren so begeistert und überzeugt von der Fertigung, dass eine Trompete aus der Werkstatt Jürgen Voigt ab sofort in Oberboihingen gespielt wird. Übrigens, wussten Sie, dass das Martinshorn unserer Einsatzfahrzeuge seinen Ursprung in der Instrumenten-Fabrik Max Martin in Markneukirchen hat?

Am Abend bezogen wir unser Zimmer im Hotel in Karlsbad und ließen den Abend mit einem reichhaltigen typisch böhmischen Abendessen direkt in Karlsbad ausklingen. 

Der nächste Tag in Markneukirchen war dann das Highlight für unsere Holzbläser. In der Holzblasmanufaktur der Gebrüder Mönning und Oscar Adler & Co wurde uns demonstriert, wie aus einigen Holzsstücken aus langsam wachsendem bosnischem Bergahorn auf der Drehbank, auf der CNC-Maschine und mit manueller Montage der Klappen ein Fagott entsteht. Wussten Sie zum Beispiel, dass Grenadillholz, das Holz für Oboen und Klarinetten, aufgrund seiner Dichte nicht schwimmt? Oder dass Holz, das für die Herstellung der Holzblasinstrumente benutzt wird, 10 Jahre lang gelagert wird und Wärme und Kälte von 10 Sommern und Wintern durchleben muss, bevor es verarbeitet wird? Mittags wurden wir durch das Musikinstrumentenmuseum in Markneukirchen geführt und konnten dort 4000 Musikinstrumente aus 350 Jahren Instrumentenbau bestaunen oder auch die größte Tuba der Welt sehen. Unsere musicalbegeisterten Musiker genossen den Abend in Bad Elster mit dem Besuch des Musicals „Cabaret“, manchen bekannt durch den gleichnamigen Film mit Liza Minelli aus dem Jahr 1972.    

Am dritten Tag konnten wir am Morgen Karlsbad mit seinen unzähligen Thermalquellen, zahlreichen Residenzen, schönen Jugendstilbauten und majestätischen Kolonnaden bestaunen, bevor wir uns am Nachmittag auf den Weg zur Osterburg in Weida machten, um uns dort zur Abrundung der 4 Tage im Vogtland in eine romanische Befestigungsanlage des 12. Jahrhunderts zurückversetzen zu lassen. Was passt da nicht besser, als dort zum Abschluss ein Rittermahl im dortigen Weinkeller einzunehmen? Dabei wurden wir bestens verpflegt und 4 Stunden durch einen Bänkelsänger unterhalten, der unsere Lachmuskeln ganz schön strapazierte, bevor wir später müde in unser Bett in Karlsbad fielen.

Am Sonntag machte dann jede Fahrgemeinschaft ihr eigenes Programm. Die einen traten sofort den Heimweg an, nachdem der Dauerregen im Neckartal doch zu Schäden im Haus geführt hatte, andere machten noch einen Abstecher zur Verwandtschaft oder machten eine kleine Wanderung zum Aussichtsturm Diana in Karlsbad, bevor sie sich auf den Weg nach Hause machten.

Wir erlebten gemeinsam vier überaus informative, interessante, abwechslungsreiche und unterhaltsame Tage im Vogtland. Mein Fazit: Jeder Orchestermusiker sollte unbedingt mal in Markneukirchen gewesen sein und dort eine Instrumentenwerkstatt besichtigen.

Vielen Dank von dieser Stelle aus an unseren Trompeter Uwe Teuke, selbst Instrumentenmacher für Blechblasinstrumente, der durch seine Kontakte die Besichtigung der Werkstätten in Markneukirchen möglich gemacht hat, diesen Vereinsausflug organisiert und seinen Musikkameraden damit vier überaus geniale Tage geboten hat.

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